Nadine & Mölli

Lissabon- unterwegs im Zug

Als es für uns mal wieder an der Zeit ist, weiterzufahren, zeigt uns ein Blick auf die Landkarte, dass wir nun gar nicht sehr weit von Lissabon entfernt sind. Eigentlich haben wir keine große Lust auf Stadt, aber andererseits wollen wir uns DIESE Stadt auch sehr gerne anschauen. So entschließen wir uns letztlich doch dazu, erst mal in Richtung Westen zu fahren. Unser Ziel ist dann vorerst Povoa de Santa Iria, wo mir unser Navi einen Parkplatz etwas abseits der Stadt und am Wasser gelegen anzeigt, welchen wir zumindest als Nachtstätte aufsuchen wollen. Der Platz erweist sich als ganz günstig. Eine Art kleines Naherholungsgebiet, mit Parkplätzen und relativ neu errichteten Picknickmöglichkeiten und einem kleinen Cafe. Hier bleiben wir dann auch ein paar Tage und freunden uns mit Alexandra, der Betreiberin des Cafes an. Sie gibt uns viele Tipps, lässt uns im Cafe unsere Internetbelange erledigen und frühstückt eines Morgens sogar mit uns, da sie an unserem veganen Essen sehr interessiert ist. Wir bekommen von ihr dann auch den Tipp, dass es von hier nach Lissabon einen Zug gibt (ca. 45 Minuten Fahrt). Das machen wir dann auch!

Alles geht super easy und in Lissabon angekommen, finden wir sogar zur Begrüßung einen Geldbeutel mit knapp 25 EUR, ohne Ausweis und sonstigen Anhaltspunkten auf den Eigentümer, so dass wir ihn als Geschenk des Himmels bzw. als die Sicherung unseres Mittagessens annehmen.

Zu Fuß und mit einem Stadtplan bewaffnet, den wir von einem Drop-on/off-Bus-Ticketverkäufer bekommen, erkundigen wir die Stadt. Eine wie wir finden totaaaaal Schöne! Kleine Gässchen und Straßencafes, die weltweitbekannten und historischen Straßenbahnen stellen DAS Wahrzeichen der Stadt dar und schlängeln sich die Hügel hoch und runter, erinnern mich an San Francisco. Es sind viele Touristen unterwegs, was man an den verschiedenen Sprachen ringsum einen hört, aber es ist dennoch eine entspannte Atmosphäre. Bei schönstem Sonnenschein „verlaufen“ wir uns gewollt in der Stadt, um dann wieder an uns bekannten Plätzen anzukommen. So vervollständigt sich unser Bild der Stadt immer mehr. Die Stadt wirkt sauber, nostalgisch aber dennoch irgendwie jung, riesige, bunte Graffitis zieren zig Meter hohe alte Häuserfassaden. Wir sind allerdings auch mehr als glücklich, dass wir hier nicht mit unserem Unimog hergekommen sind, denn die kleinen Gässchen und Hügel hätten uns mit dem Fahrzeug sicherlich genauso wenig Spaß gemacht wie die Gleise und parken scheint hier fast aussichtlos.

Unseren morgens gefundenen Zuschuss zur Reisekasse wollen wir zum Mittagessen investieren und so halten wir Ausschau nach Restaurants. Es gibt hier zwar einige vegane Angebote, am Ende landen wir letztendlich aber in einer Pizzeria mit suuuuper leckerer Pizza vegano!

An einem Aussichtspunkt, von dem man über die ganze Stadt bis zum Hafen blicken kann, lernen wir Tony, einen Portugiesen, der einige Zeit in Wien gelebt hat und Elias, einen deutschen Urlauber kennen. Die Beiden sind uns sofort sympathisch und während Tony um die Häuser zieht, verbringen wir mit Elias einen schönen Nachmittag. Er besucht hier gerade einen Freund, der tagsüber allerdings arbeitet und weshalb er alleine die Stadt erkundet. Er zeigt uns etwas von seinen bisherigen Entdeckungen in Lissabon und lädt uns sogar noch auf einen Kaffee in einem der kleinen netten Cafes ein. Wow, was für ein netter Mensch!

Als es Abend wird machen wir uns auf unseren Rückweg. Müde und voller Eindrücke denken wir bereits im Zug an den Tag in Lissabon zurück. Das war wieder genau einer dieser Tage, weshalb wir unsere Reise bzw. unser Leben so lieben. Einfach los zu ziehen, sehen was kommt, nette Begegnungen und tolle Eindrücke. Wir sind begeistert von dieser Stadt und glauben auch, dass wir hier nicht das letzte Mal waren.

Vom Bahnhof laufen wir noch ca. 1,5 km zu unserem Mogi. Jetzt hoffen, dass auch dort alles gut ist und dann ab ins Bett.

Castro Marim- portugiesischen Boden unter den Reifen

In Castro Marim, einem kleinen Ort, betreten wir zum 1. Mal portugiesischen Boden.  Wir haben es also tatsächlich geschafft! Wir sind in Portugal! Am Parkplatz treffen wir auf ein deutsches Pärchen, das schon überall auf der Welt umhergereist ist. Bevor es für sie zurück Richtung Deutschland geht, geben sie uns noch den Tipp eines tollen Stellplatzes in Albufeira. Wir, absolute Portugalneulinge, sind erst einmal froh über den Tipp, haben einen Anlaufpunkt und wollen dort dann später hinfahren. Zuvor geht es aber noch aufs Castillo. Unseren  1. Kontakt zu einem Portugiesen haben wir dann auch am Ticketschalter, als er uns in perfektem Englisch und sogar etwas deutsch anspricht. Er lernt uns auch unser 1. Portugiesisches Wort „Obrigada/o“ das bedeutet danke. Völlig irritiert, da mich das Wort eher an japanisch als wie erwartet ans spanische „gracias“ erinnert, bezahlen wir den moderaten Eintrittspreis von einem Euro und schauen uns in der Burganlage um. Es ist relativ unspektakulär und zu guter Letzt werde ich sogar noch grundlos (zumindest für mich) von einer Wespe ins Bein gestochen.

Gegen Abend fahren wir weiter nach Albufeira und sind anfangs ziemlich schockiert über die vielen Touris, die sich dort durch die Straßen schieben. Hungrig und müde wollen wir eigentlich nur noch einen Platz zum Stehen finden, gesagt getan, Mölli biegt irgendwo rechts ab und sieht einen Platz hinter einer zerfallenen Mauer. Dieser Platz, oberhalb des Meeres auf einer Klippe und unter Pinien stellt sich als so schön und aufgrund seiner Lage so praktisch dar, dass wir dort erst mal einige Tage bleiben. Akklimatisieren inmitten der größtenteils englischen Touristen sieht vermutlich anders aus, aber wir nutzen die Zeit mit Wäsche waschen und kleineren Auto- und Motorradreparaturen. Außerdem können wir hier unseren Hobo (Holzofen) betreiben, um uns essen zu kochen.

Nach einigen Tagen zweifle ich noch immer daran, ob die Menschen hier tatsächlich portugiesisch sprechen oder vielleicht doch russisch. Für mich klingt diese Sprache so befremdlich und ich kann keine Gemeinsamkeiten zu dem mir mittlerweile vertrauten spanisch erkennen. Menno, jetzt hatten wir uns gerade so an die Sprache gewöhnt…

Aufgrund eines Vermerks auf unserer Landkarte steuern wir den Ort Salema an. Ein kleiner süßer Ort, von dem aus man wunderschöne Wanderungen entlang der Klippen zu unterschiedlichen Buchten unternehmen kann. Im Ort treffen wir auf Rosita, eine Schweizerin, die gerade Urlaub macht. Wir verstehen uns auf Anhieb blendend und verbringen noch etwas Zeit zusammen, quatschen über Gott und die Welt. Eine unvergessliche Begegnung mit einer tollen Frau!

Dies soll dann auch der Beginn unserer anschließenden  „Beachhopping-Tour“ werden. Die nächsten Wochen bewegen wir uns entlang der Algarve und klappern zwischen Bocca del Rio und Muracao so ziemlich alle Strände der Gegend ab. In Barranco lernen wir wundervolle Menschen kennen, mit denen wir entweder gemeinsam weiterreisen oder auf die wir aber innerhalb der nächsten knapp 2 Monate immer wieder treffen werden. Eine herrliche Zeit!

Die Strände füllen sich Anfang Juli immer mehr, da nun in Spanien und Portugal Ferien sind und die lokale Polizei ist an vielen Stränden mehr als aktiv, sprich, es werden Strafzettel wegen parken im Nationalpark verteilt. Wir erhalten auch einen, den wir einfach mal großzügig ignorieren. Allerdings macht uns dieses Versteckspiel dann irgendwann keinen Spaß mehr und so entscheiden wir uns weiterzufahren.

Der Hippiemarkt in Barao de Sao Joao stellt dann nochmals ein besonderes Highlight für uns dar. Wir gehen mit vielen neuen Freunden dort hin, da sich die Meisten hier durch den Verkauf von Selbstgemachtem etwas zum Lebensunterhalt hinzu verdienen. Wir lernen aber auch unglaublich viele neue tolle Menschen kennen und verbringen eine wundervolle Zeit dort. Es fühlt sich fast an wie auf einem kleinen Festival, abends finden Jamsessions statt oder man sitzt zusammen, kocht und quatscht.

Der Einladung von Luis und Fanny samt ihren drei Mädels sie in der Umgebung in ihren Jurten zu besuchen kommen wir einige Wochen später gerne nach. Auch dies ist eine unvergessliche Zeit auf unserer bisherigen Reise. Eine wundervolle Familie, die ganz im Einklang mit der Natur lebt, ihre Kinder zu Hause unterrichtet bzw. vom Leben unterrichten lässt. Wir erfahren jede Menge über Gemüse- und Obstanbau, Permakultur, über das Leben in Portugal und kochen zudem wunderbare kunterbunte Sachen mit Gemüse aus dem eigenen Garten.

Nach knapp einer Woche verlassen wir unsere liebgewonnenen Freunde, da weiter nördlich ein Musikfestival stattfindet, wo wir uns mit anderen Bekannten treffen wollen. In Porto Covo bzw. Sines findet dieses Weltmusikfestival statt, welches sich aber als eher enttäuschend herausstellt.

Wir entschließen uns daher, nach 3 Tagen weiter an einen Stausee (port. Barragem) zu fahren. Es bleibt dann auch nicht nur bei einem Stausee, vielmehr klappern wir sämtliche Stauseen in der Gegend ab und sind meist begeistert, dass man dort meist ganz für sich stehen kann und seine Ruhe hat. Wir genießen unsere Zweisamkeit und für uns endlich mal angenehme Wassertemperaturen…