Und noch ein Kupplungsschaden…

Nach fast 6 Wochen, die wir in Alcala de Guadaira verbracht hatten, mit all seinen anfänglichen Qualen, dann aber auch seinen Freuden und neu gewonnenen Freunden hatten wir nun das Gefühl, dass es an der Zeit war, weiterzureisen. Die Reise sollte auch noch nicht sehr viel weiter gehen, sondern nur ins ca. 30 Kilometer entfernte Carmona. Von dieser kleinen Stadt hatte uns unser Host Antonio, sowie diverse andere Reisende berichtet. Jose, „unser“ Flamenco-Gitarrist wollte uns dort am nächsten Tag besuchen, um gemeinsam das Städtchen zu besichtigen. Naja, wohl eher deshalb, da wir uns die letzten Wochen so sehr aneinander gewöhnt hatten, dass die Vorstellung, uns plötzlich nicht mehr zu sehen, irgendwie undenkbar war.

Abends wolle er dann mit seinem Auto nach Sevilla fahren, um dort diverse Restaurants und Bars abzuklappern, um ggfls. einen Job für einen abendlichen Auftritt klarzumachen. Dies hatte er bereits Tage zuvor versucht, stellte sich aber als gar nicht so einfach heraus.  Da wir es bislang noch nicht bis nach Sevilla geschafft hatten, dachten wir, sei dies eine gute Gelegenheit, Jose zu begleiten.

Jedenfalls kamen wir dann erst gegen Mittag in Carmona an und versorgten uns zuerst einmal im „Lidl“ mit dem Nötigsten. Witziger weise trafen wir dort dann auch auf Jose, der sich ebenfalls noch mit etwas Proviant versorgen wollte.

Wir entschieden, erst einmal mit seinem 124-er Mercedes Benz einen geeigneten Platz zum Stehen bzw. übernachten für unseren Mogi zu suchen. Jose bog an einem Schotterweg ab, der so einige Unebenheiten bereithielt- für den Unimog wohl kein Problem, für seinen Mercedes allerdings schon, wie sich kurz darauf herausstellen sollte, als er das Kupplungspedal fast ins Leere tritt. Sofort steigen Bilder in mir auf, hatten wir doch Ähnliches erst kürzlich selbst erfahren. Irgendwie und ohne viel zu schalten gelingt es ihm dann den Weg zurückzufahren  und in einem nahegelegenen Industriegebiet finden wir dann auch einen Platz, wo wir erst einmal bleiben können. Jose, nicht sehr bewandt in Schrauberangelegenheiten fragte Mölli, ob er die Reparatur durchführen könne, wenn er die Teile besorgen würde. Mölli stimmte zu und so machten wir uns auf den Weg, einen Autoteileshop zu suchen, der dann glücklicherweise auch keine 100 m von uns entfernt lag. Die Teile wurden bestellt und sollten am nächsten Tag eintreffen. Am Abend entschied sich Jose es zu wagen, zurück nach Alcala ins Hostal zu fahren und dann am nächsten Morgen wieder hierherzukommen, was dann mit einigen Überlistungstricks auch klappte.

So kam es also, das Mölli wieder einmal am Schrauben war. Die Schmerzen der eigenen Reparatur gerade so verdaut. Aber immerhin ging es diese Mal ja nicht um unser eigenes Fahrzeug.

Jose war auch keine große Hilfe, da er sehr draum bemüht war, sich seine Gitarrenfinger nicht schmutzig zu machen bzw. sich einen seiner langen Fingernägel, welche er zum Spielen benötigt, nicht zu ruinieren. Aber Mölli bekam die Reparatur in dem staubigen Hinterhof  auch alleine hin und am Ende waren alle glücklich. Sevilla cancellten wir trotzdem erst einmal und verbrachten die Zeit in Carmona. Wir spazierten ins Städtchen und aßen das weltbeste vegane Eis- ich: Passionsfrucht und Zitrone Mölli: Schoki und Mango Jose: ein Mix J Die Tage mit Jose waren gezählt, wollte er doch in Kürze wieder zurück nach Frankreich und wir ja dann auch weiter. Dass er eigentlich gar kein zu Hause mehr haben würde, wenn er in Frankreich ankommen würde, das fiel ihm dann doch relativ spontan ein bzw. sein Plan, bis dahin einen Mercedes Vito klar gemacht zu haben, ging nicht auf. Irgendwie gab es in Spanien oder Frankreich keinen Vernünftigen. So kam die Idee, doch mal in Deutschland zu schauen. Im Internet durchsuchten wir sämtliche Autoportale und überlegten parallel schon einmal, wie der spätere Kauf bzw. die Übernahme ggfls. von Statten gehen könnte. Wir gingen im Geiste all unsere Freunde durch und waren optimistisch, dass uns bzw. Jose irgendjemand weiterhelfen würde. Von vier in Frage kommenden Fahrzeugen meldeten sich dann prompt zwei, wobei der Favorit dann sogar ein Spanier war und sich das Fahrzeug sogar in Spanien befand. Jose war indes bereits zurück in Frankreich, er sollte sich nun um alles Weitere kümmern.

Wir verbrachten noch einen Tag in Carmona, wo gerade die Feria de Carmona, eine Art Jahrmarkt, stattfand. In sogenannten „Casetas“, kleinen Zelten oder teils auch fest installierten Häusern, treffen sich Mitglieder diverser Vereine oder Gruppen, um vier Tage zu feiern. Es wird getanzt, gesungen, gegessen und getrunken, bis in die frühen Morgenstunden.  Das Ganze erinnerte mich irgendwie an Oktoberfest, anstelle von Dirndln tragen die Frauen hier bunt gemusterte Flamencokleider, die Herren Anzüge. Hoch zu Ross sieht man sog. Caballeros, Jungen oder Männer in Trachten, bestehend aus Hut, Pluderhose und kurzem Jäcken, die stolz über das Festgelände traben oder Kutschen, in denen Personen vorgefahren werden.

Neben den Festzelten befindet sich ein riesiger Rummel mit allen erdenklichen Fahrgeschäften, wo bereits die Flamencokleider der ganz Kleinen im Wind umherwirbeln.

Für uns ein äußerst interessantes Spektakel, vor allem die Frauen und Kinder in ihren rüschenbesäumten Flamencokleidern zu bestaunen, allerdings reicht uns diese Spektakel dann auch nach einem Besuch und so beschließen wir, Carmona zu verlassen.

Unser nächstes Ziel soll Cantillana sein, ein kleine Dörfchen, wo Angel, Möllis „Schrauberkumpel“ aus der Mercedes-Werkstatt wohnt. Er hatte uns bereits damals von seinem Dörfchen und der Gegend mit Fluß und Seen vorgeschwärmt und uns zu sich eingeladen.

Nachdem wir Kontakt zu ihm aufnehmen und erfahren, dass er einen Motorradunfall hatte und sich derzeit im Krankenhaus in Sevilla befindet, entschließen wir uns, ihn dort zu besuchen. Von San Jose aus halten wir es für die bessere Lösung mit dem Bus nach Sevilla zu fahren.

Im Krankenhaus angekommen erwischen wir Angel dann auch gerade noch, bevor er am Nachmittag entlassen wird. Wir schenken ihm ein Spanisch-Deutsch-Lehrbuch, dabei erfahren wir, dass seine zwei Zimmergenossen ebenfalls etwas deutsch sprechen. Zwar schon etwas eingerostet, aber nach und nach wird`s mehr.

Wir verabschieden und verabreden uns für die nächsten Tage in Cantillana. Angel bedauert zwar jetzt schon, dass er uns dann leider nichts von seiner Gegend zeigen könne, aber wir können uns wenigstens unser eigenes Bild machen.

Vom Stadtteil Macarena, wo sich das Krankenhaus befindet, laufen wir Richtung Zentrum, vorbei an wunderschönen Gebäuden, Plätzen, Parks und am Fluss Guadalquivir. Zu besichtigen gibt es außer der unglaublich großen und schönen Kathedrale unzählige Bauten, aber wir belassen es beim äußeren Anblick, da unsere Zeit begrenzt ist und wir noch so viel wie möglich von Sevilla sehen möchten.

Ziemlich erschöpft lassen wir uns am Abend in einer Tapasbar nieder und genießen leckere Tapas, noch nicht dessen bewusst, dass wir anschließend noch einen ziemlich langen Fußmarsch zum Busbahnhof haben werden, um gerade noch den letzten Bus um 22.30 Uhr nach San Jose zu kriegen.

Aber am Ende kommen wir gut „zu Hause“ an, haben einen super schönen Tag hinter uns und sind froh mit der Entscheidung, den Mogi außerhalb von Sevilla geparkt zu haben.

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