Lebenszeichen aus Spanien

Jaaaaaaa, wir leben! Und wie!

Im Moment (21.2.2017) sitze ich draußen, auf einem Berg in Andalusien, die Sonne scheint und bis auf einen Hahn, der in der Ferne kräht und ein paar Hunde die bellen, herrscht absolute Stille.

Ich bin umgeben von Mandel- und Olivenbäumen, ein riesiger Affenbrotbaum steht neben unserem Mogi und ein Stück entfernt stehen Avocado- und Orangenbäume.

Zur einen Seite unterhalb vom Hang befindet sich das Dörfchen Daimalos, im Hintergrund schneebedeckte Bergspitzen, zur anderen Seite liegt ein etwas größerer Ort, Arenas, im Hintergrund die Bucht von Malaga. Geradeaus blicke ich aufs weit entfernte Meer. Eine herrliche Aussicht.

Vor ein paar Tagen fing es, als wir am Lagerfeuer saßen, plötzlich zu regnen an und als wir uns davon machten, sahen wir, dass unsere Jacken braune Flecken hatten. Erst am nächsten Tag sah man das ganze Ausmaß und wie dreckig alles war inklusive unserem Auto, Motorrad, Tisch, Stühlen etc. Wie sich herausstellte handelte es sich um Saharasand, welcher sich zusammen mit dem Regen niederließ.

Das ist definitiv eins der Dinge, was wir in den letzten 10 Wochen lernen durften. Lebt man mehr oder weniger immerzu draußen, erlebt man die Natur und ihre Gewalten hautnah und viel intensiver. So haben wir schon einiges erfahren: Von -15 Grad und einem Schneesturm zu Beginn unserer Reise, bei der unsere Standheizung  streikte, über ein 3-tägiges heftiges Unwetter, welches es seit 50 Jahren nicht mehr gab. Es riss Bäume aus dem Boden und flutete Straßen, dass sie teilweise einfach wegbrachen. Im Unimog hatte man das Gefühl, sich auf einem Schiff auf hoher See zu befinden und man brauchte Ohropax, um wegen des starken Windes überhaupt schlafen zu können.

Überhaupt war und ist der Wind teilweise wirklich heftig. Er kommt manchmal urplötzlich und dreht sich dann oft auch innerhalb kürzester Zeit.

Wir hatten aber auch schon sehr schöne und sonnige Tage seit unserem Start und momentan fühlt es sich hier oben, inmitten der blühenden und duftenden Mandelbäume und summenden Bienen wie im Frühjahr oder Frühsommer in der Heimat an.

Einen Augenblick denke ich, wie es unseren Lieben zu Hause jetzt wohl gehen mag… Schneebedeckte Wiesen und matschige Straßen, Scheiben frei kratzen, Tee am heimischen Kachelofen, Erkältung, Winterdepression, Schnupfen & Co oder vielleicht auch schon die ersten Frühlingsanzeichen…?! Naja, jedenfalls fühlt sich im Moment alles richtig an. Genau jetzt hier in Spanien zu sitzen, an irgendeinem Vormittag mitten in der Woche.

Unser Vorhaben, unseren Blog zeitnah zu schreiben, konnten wir bislang leider auch noch nicht in die Tat umsetzen. Daher jetzt die geballte Ladung auf einmal. Aber das lag an mehreren Aspekten wie z.B. Stromproblem im Mogi, somit kein Laptop (da sich der Akku leider auch nach Abreise verabschiedete, kein WLAN (bei McDonalds gibt`s zwar freies WLAN, allerdings waren uns die dortigen Anblicke dann teilweise entweder zu frustrierend oder wir kamen vor lauter gucken gar nicht zum schreiben)… eine Internet-Prepaidkarte für Spanien war uns zu teuer und jetzt kommt der Hauptgrund- wir brauchten erst einmal Zeit uns an die neue Situation zu gewöhnen und wir hatten einerseits zwar den Kopf voll mit Eindrücken, andererseits keinen Kopf, um zu schreiben. Naja und zu guter Letzt befanden wir uns ungefähr 99% unserer Reise an abgelegenen Orten, wo es ohnehin kein WLAN gab und wir auch keins haben wollten.

Beachhopping oder welcher Strand ist der Schönste…?

Unsere Weiterreise war für den nächsten Tag angedacht und kam auch so. Allerdings jetzt mit Reisebegleitung in Form eines uralten Setra-Buses mit Marianne, Peter, Hund Buffy und Katze Morle, kennengelernt hatten wir diese Besatzung bereits an den Quellen.

Die nächsten zwei Wochen befuhren wir gemeinsam wunderschöne Küstenstraßen und – landschaften und schliefen an idyllischen, einsamen Stränden.

Es war eine unvergessliche Zeit, da die Beiden Stellplätze kannten, die sie in 30 Jahren reisen „gesammelt“ haben und an die wohl niemand anderes als Peter mit einem Bus fahren würde. Teils zwar abenteuerliche Anfahrtswege, dafür umso schönere Strandstellplätze, die wir ohne die Beiden wohl gar nicht gefunden hätten.

Zudem waren es zwei besonders kulinarische Wochen, da wir die Beiden mit veganem Essen inspirierten und ihre Kochlust diesbezüglich weckten.

Wir spazierten mit Buffy, der Hündin der Beiden, umher oder sammelten Muscheln oder Steine am Strand, kochten, quatschten und machten Lagerfeuer.

Und als wir gerade vor dem Supermarkt heilten lernten wir Berta & Steve kennen, ein Pärchen, dass gerade mit seinem 126-er Fiat unterwegs war.

Wie sich herausstellte, befand sich deren „Camper“ gerade in einer Werkstatt in der Nähe. Mölli fragte, ob es dort vielleicht möglich sei, den Ständer unseres Motorrads zu schweißen, da dieser abgebrochen war und Steve meinte, wir sollen doch am besten mal mit zur Werkstatt kommen.

So fuhren wir im Konvoi zur Werkstatt und waren erst einmal völlig überwältigt von deren Mobil, der Dieselqueen. Es handelte sich um einen ehemaligen Möbeltransporter, der innen auf drei unterschiedlichen Ebenen ausgebaut wurde. So etwas hatten wir alle noch nicht gesehen.

Mölli konnte dort dann tatsächlich auch schweißen und ich fuhr mit den Beiden noch zu einer Art Bioladen. Diese sind in Spanien nämlich nicht sehr weit verbreitet. Im Anschluss brachten uns die Beiden noch zu einem Stellplatz am Strand, wo wir die Nacht blieben.

Die Polizei kam zwar noch vorbei und notierte unsere Kennzeichen, um zu sehen, dass wir am nächsten Tag nicht mehr da sind, vielmehr waren sie aber von unseren außergewöhnlichen Mobilen angetan.

Am nächsten Tag ging es weiter und der Abschied von Marianne, Peter, Buffy und Morle , der Katze, kam ziemlich ungeplant und sehr abrupt. Wir waren nämlich ja gerade auf dem Weg zu unseren Freunden unterwegs, die sich in Andalusien ein Stück Land gekauft hatten und ausgewandert sind. Es war von Beginn unserer Reise geplant, dass wir sie besuchen und zudem hatten wir dies als Ort angepeilt, wo wir uns unserer defekten Elektronikkabel widmen wollten. Allerdings waren die Wege zur Finca dann doch zu schmal und unwegsam, dass ein Durchkommen mit dem Bus nicht möglich gewesen wäre und sich unsere Wege somit vorerst trennten. Dies kam so überraschend für uns alle, dass es einige Zeit brauchte, bis wir uns daran gewöhnt hatten.