Die Kälte sitzt uns im Nacken- heftige Unwetter an der Costa Blanca

Auf der Suche nach einem Abendquartier überholte uns ein VW Bus, der Fahrer winkend und erhobenen Daumens und rief uns zu „super Auto“! Mölli hielt kurz an und wie sich rausstellte, handelte es sich um einen „holländischen Spanier“ , der hier in der Nähe wohnte. Wir fragten nach einem Stellplatz für die Nacht und da er meinte, dass dies hier an der Costa Blanca nicht so einfach ist, sollen wir doch einfach mit auf sein Grundstück kommen. Dies erwies sich nicht nur aufgrund des bevorstehenden Unwetters rückblickend als absoluter Glücksfall.

Remco, so hieß er und seine Familie waren unsere absoluten Retter in der Not. Am nächsten Tag, sowie die drei darauffolgenden goss es nämlich wie aus Eimern, der Wind wehte orkanartig und trieb den Regen durch jede kleinste Ritze in unserem Unimog. Zudem war es kalt. Möllis Matratze war irgendwann so nass, dass wir sie in Remcos Garage zum Trocknen aufstellten. Wir konnten wirklich froh sein, dass uns die 4-köpfige Familie, samt drei Hunden, so herzlich aufnahm und uns in ihrem Haus bestens versorgte. Wir revanchierten uns so gut wir konnten und kochten veganes Essen und Chai für alle.

Wir gingen zusammen Essen und Remco zeigte uns die Gegend und wir begutachteten sämtliche Schäden, die das Unwetter angerichtet hatte, wie umgestürzte Bäume, weggebrochene Straßen, umgestürzte Mauern und Remco störte sich auch nicht an den Absperrungen der Uferpromenade, denn dort wollte er uns unbedingt die hohen Wellen und teils weggespülten Strandbars zeigen.

Seit 50 Jahren gab es offensichtlich kein solches Unwetter mehr und das genau dann, wo wir uns in wärmere Gefilde begeben wollten.

Aber trotz der wirklich harten Tage war diese Zeit so einzigartig, da wir uns alle so gut verstanden und wir auch so viel über das Leben in Spanien als Ausländer erfuhren, dass wir nur schweren Herzens wieder abfuhren. Mit von Remco selbst angebauten Bioorangen und Zitronen beladen fuhren wir am Meer entlang, weiter Richtung Süden.

Durch unseren Bekannten hatten wir von heißen Quellen in der Nähe von Mazarron erfahren, die schienen uns nach dieser Kältewelle jetzt genau richtig, um zu entspannen. Es wurde jetzt glücklicherweise auch wärmer und die derzeit blühenden Mandelbäume ließen die „Schmerzen“ der vorigen Tage vergessen und unsere nassen Sachen trocknen.

Nicht gleich auf Anhieb auffindbar und auf einem abenteuerlichen Weg dorthin kamen wir über Gräben durchlöcherte Wege schließlich zu den heißen Quellen, wo auch schon einige andere Offroadmobile standen. Man kam untereinander schnell ins Gespräch und in den nächsten drei Tagen wurden wir schon eine richtig kleine Gemeinschaft.

Etwas Aufregung kam dann aber auch noch zu der sehr chilligen Zeit an den Quellen, als nämlich eine Besucherin, eine ältere Dame, plötzlich über Atemnot klagte und wir sie dann erstmal notversorgten, sprich auf den Boden legten und herausfanden, dass sie einen viel zu engen Nierengurt trug, der sie so sehr einengte, dass sie keine Luft mehr bekam. Eine schlagartige Verbesserung trat nach Öffnen des Gurtes zwar ein, allerdings entschieden wir trotzdem, einen Krankenwagen zu rufen. Dieser schaffte es sogar trotz der widrigen „Straßenverhältnisse“ ca. eine halbe Stunde später einzutreffen und nahm die Dame vorerst einmal mit ins Krankenhaus.

Eviva Españaaaaaaaaa – Chulilla, ein ganz besonderes Dorf direkt am Canyon

Als wir spanischen Boden befuhren war dies anfangs ein komisches Gefühl, hatten wir uns jetzt doch schon etwas an Frankreich gewöhnt. Die Beschilderungen waren uns mittlerweile vertraut und unsere anfängliche Abneigung gegenüber Frankreich hatte sich gekehrt.

Aber es dauerte nicht lange, da hatte Spanien unser Herz erobert. Orangen- , Zitronen-  und Kakibäume waren tagelang unsere Wegbegleiter. Und die Temperaturen stiegen endlich, wenn auch noch immer ein kalter Wind wehte, der uns unsere Winterjacken und Mützen noch nicht verstauen ließ.

Wir versuchten Großstädte wie Valencia und Barcelona zu umfahren, dennoch blieben einige Städte nicht aus und mit Hilfe unseres Navis  und Möllis Gelassenheit, manövrierte er uns immer sicher aus allen noch so kleinen Sträßchen.

Ein Bekannter hatte uns vor unserer Abreise noch einige Tipps gegeben, wo wir in Spanien schön stehen könnten, da freies Stehen (also irgendwo in der Pampa) in Spanien vielerorts nicht mehr geduldet und teils hoch bestraft wird.

Wir waren aber aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen aus Frankreich und Italien guter Dinge, dass wir das auch in Spanien geregelt kriegen und uns unser „Sympathiebonus“ was unser Auto und Motorrad (eine Spanierin) angeht, bestimmt auch hier weiterhelfen würde.

Wir fuhren nach Chulilla, einem kleinen Örtchen im Landesinneren, das direkt an einem Canyon angesiedelt ist, mit Resten eines früheren großen Castillos (Burg). Den 1. Tag machten wir eine Wanderung in dem Canyon zu einer riesigen Höhle, unterwegs trafen wir immer wieder auf Kletterer, die in schwindelerregenden Höhen hingen oder gerade dabei waren, diese zu erklimmen.

Die Wanderung war super, bis auf den Abstieg, wo wir plötzlich keinen markierten Wanderweg mehr fanden und uns dann auf kleinen Trampelpfaden, die wie Wege aussahen, Richtung Tal begaben. Dann wurde es aber so steil und als es plötzlich einen mega Pfiff gab und drei Gemse vor uns in großen Sätzen davonsprangen, entschieden wir uns dann doch umzudrehen. Der Pfiff kam übrigens vom „Wächter“, welcher weiter oben stand.

Wir liefen noch durch den Canyon, was auch ganz besonders war, zwischen den hohen Felswänden.

Ein kleiner Fluss und einige Wasserbecken zogen sich entlang des Weges, ebenso wie Zitronen- und Orangenbäume.

Der Stellplatz am Ortsausgang war übersät mit europäischen Campern, welche größtenteils zum Klettern hier waren, wie sie uns erzählten. Leider drehte sich gegen Abend dann auch das Wetter, es regnete, aber wir waren zumindest froh, dass wir diesen einen Tag im Trockenen dort verbringen durften. Am nächsten Tag ging es weiter über schmale, teils schneebedeckte (!!) Bergsträßchen. Am Wegesrand sahen wir ebenfalls schneebedeckte Orangenbäume und viele runtergefallene Früchte, welche dem Unwetter nicht standhielten und in den riesigen Pfütze, die sich teils gebildet hatten, anfingen vor sich hinzugammeln. Ein ungewöhnlicher und trauriger Anblick zugleich, vor allem bei dieser Menge von Orangenbäumen.