Tschüss Winter- Hallo Sonne!

Startschuss unserer „Reise“ war also der 1- Januar 2017. Nachdem wir eigentlich bereits im Herbst los wollten, kam dann doch wieder einmal alles anders.

Der Verkauf unseres als überflüssig deklarierten Hausstands, samt Fuhrpark, Fahrzeugteilen, Werkzeugen und Möbeln zog sich ziemlich in die Länge und ein Kfz-Teil, welches ein Bekannter noch nach Möllis Wünschen umbauen sollte, brauchte auch mehr Zeit als gedacht. Aber wir hatten ja keinen echten Druck, allerdings hing uns die Kälte bereits im Nacken und dieser wollten wir, zumindest vor dem 1. Schneefall, entkommen. Das gelang uns dann immerhin auch aus Meiningen, da es am 2.1.17 wohl tatsächlich zu schneien begann.

Bis dahin wussten wir auch noch gar nicht so recht, wo wir eigentlich hinwollten, wichtig war uns erst einmal nur raus aus unserer Halle, noch ein letztes Mal mit Möllis bestem Freund bei unserem Stamminder essen zu gehen und dann raus aus Meiningen.

So schlimm die ganze Verabschiederei der letzten Wochen war, das Ortsschild nun hinter uns zu lassen war nochmals ein ganz besonderer Moment. Mit weinenden Augen und ohne Worte fuhren wir stundenlang einfach Richtung Süden und ließen unseren Gedanken freien Lauf, jeder für sich.

Aber auch unterwegs blieben wir nicht vom Wintereinbruch verschont. Die 1. Nacht verbrachten wir irgendwo in Deutschland, auf einem Berg, bei klirrender Kälte und einem Schneesturm.

Als wir auf der Karte realisierten, dass wir gar nicht weit weg von meiner Familie entfernt waren, beschlossen wir spontan einen Überraschungsbesuch. Das uns auf dem Weg dorthin einer der vorderen Radbremszylinder kaputt ging war wohl Schicksal, denn dort hatten wir, dank der derzeitigen Betriebsferien in der Firma meines Schwagers, die Möglichkeit, uns in Ruhe um den Wechsel zu kümmern (Ersatz hatten wir zum Glück dabei). Die Tage bei meiner Familie waren sehr schön und wir genossen die gemeinsame Zeit nochmals in vollen Zügen.

Verwöhnt vom heimischen Mamaessen und der Fußbodenheizung besuchten wir im Anschluss noch unseren Freund Mike in seiner Wagenburg und dort gab es in einer Nacht -15 Grad und aus bislang unerklärlichem Grund, war das auch für unsere Standheizung zu kalt. Sie wollte einfach nicht mehr. Mit Mützen und warmen Klamotten überlebten wir die Nacht aber und es konnte fortan nur besser werden. Das war zumindest unsere Hoffnung!

Durch die teils schneebedeckten Straßen des Schwarzwaldes ging es Richtung Frankreich. Die Kälte hing uns noch immer im Nacken, allerdings ging unsere Standheizung glücklicherweise wieder und tagsüber kam auch oft die Sonne raus, so dass wir die Gegend erkunden konnten, wo wir uns meist nachts niederließen. Mit unserem Gremlin lief auch alles gut, bis plötzlich unser Booster (Ladewandler), ein elektronisches Gerät, welches die Batterien lädt, nicht mehr funktionierte. Bei genauerem Nachschauen fand Mölli ein loses Kabel, welches blöderweise an Masse geriet und somit einen Kabelbrand hervorrief. Mölli konnte aber rechtzeitig eingreifen, so dass „nur“ ein Kabel betroffen war, aber offensichtlich erstmal keine größeren Schäden. Trotz allem entschieden wir uns, unseren Wechselrichter und die damit verbundene 220Volt-Stromversorgung vorerst abzuschalten und uns das ganze Ausmaß erst dann anzuschauen, wenn wir mehr Wärme und Möglichkeiten hatten, uns etwas auszubreiten und längerfristig niederzulassen.

So vergingen die ersten zwei Wochen in Frankreich. Wir fuhren durch kleine Bergdörfer, schmale Küstenstraßen und weitläufige Landschaften entlang, sammelten wilden Rosmarin & Thymian, freuten uns über Flamingos, die am Wegesrand im Dickicht standen und über die Stille, Einsamkeit und wunderschöne Sonnenauf- und –untergänge. Allerdings stiegen in mir auch einige Zweifel auf- mit dem Auto war ja nun schon einiges im Argen, das Wetter spielte noch nicht so richtig mit und offensichtlich waren wir die einzigen Offroader in ganz Frankreich. Mir fehlte irgendwie Kontakt und Ansprache zu anderen Menschen.

Das änderte sich dann aber ziemlich rasch!

… zwischen Umzugskarton, schmierigen Händen & TV-Angeboten…

Der Ein oder Andere mag sich vielleicht fragen, weshalb wir noch immer hier sind und was wir denn so treiben bzw. was wir im letzten halben Jahr so gemacht haben, daher mal ein kurzes Resümee bzw. Update…

Alsoooo… Es ist viel passiert… Eine Auswanderung ist dann eben doch etwas anderes, als wenn man vor hat, nach einer begrenzten Zeit wieder nach Hause zu kommen… Aber da dies nun ja mal nicht geplant ist, galt es nun, nicht nur sämtliche organisatorischen Dinge zu erledigen, sondern auch unseren gesamten Hausstand aufzulösen…

Organisatorisch gibt es so Einiges zu erledigen, bevor man sich aus Deutschland davon machen kann. Neben Kündigungen von Arbeit, GEZ, diversen Verträgen, Wohnungsauflösung, Beantragung von neuen Unterlagen wie Reisepaß, internationalem Führerschein, Kreditkarten, hatten wir noch diverse Termine auf Ämtern wie z.B. der Rentenanstalt, Krankenkasse, Arbeitsamt, Versicherung, Zulassungsstelle, der Bank und letztendlich noch auf dem Rathaus bzw. Landratsamt, um uns aus Deutschland abzumelden.

Diese ganze Abwicklung war für uns anfangs ein echt übler Gedanke, den wir vor uns herschoben, stellte sich aber eigentlich als gar nicht so schlimm heraus, da wir uns Zeit gelassen haben und Schritt für Schritt alles erledigt haben.

Was sich als viel größeres Problem darstellte war, unser Hab und Gut loszukriegen. „Was nicht in unseren Unimog passt, ist zu viel“, das war das einzig Klare. Mit diesem Gedanken machten wir uns daran auszumisten, zu sortieren, zu verkaufen (Flohmärkte/Internet) und zu verschenken. Die Möbel aus unserer Wohnung wurden glücklicherweise größtenteils von unseren Nachmietern übernommen, aber die Internetverkäufe bzw. die Interessenten raubten uns öfters fast den letzten Nerv. Aber das gehört wohl auch dazu. Denn wäre alles so einfach, würden sicherlich noch vielmehr Menschen auswandern. Jedenfalls erlangten wir mit jedem Verkauf ein Stückchen mehr Freiheit und kamen unserem Traum immer näher. Unsere Ebay-Anzeigen erweckten auch ziemlich schnell das Interesse der Medien. Unser Anzeigentext enthielt das Wort „Auswanderung“, was wohl bei diversen Redaktionen Alarm auslöst und so kam es, dass uns ungefähr 5 Agenturen anschrieben, eine sogar anrief, um zu fragen, ob wir nicht an einer „Kooperation“ interessiert wären. In einem Antwortschreiben teilten wir unmissverständlich mit, dass wir seit Jahren keinen Fernsehen mehr hätten und wir genau solchen Strukturen zukünftig gerne entfliehen würden. Die Reaktion einer Redakteurin fand ich sogar sehr nett: „Liebe Auswanderer, ich wünsche Ihnen eine großartige Reise um die Welt und zu sich selbst. Vielleicht werde ich es Ihnen irgendwann gleichtun. 😊 Ich bin sicher, dass Sie das Richtige tun. Von Herzen alles Gute!“

Neben all diesen Dingen ging es teilweise schon ans Verabschieden, da wir ab Juni ja bereits nach Thüringen gehen wollten, um uns dann voll und ganz unserem GREMLIN zu widmen. Wer mehr über unseren Abschied lesen möchte bitte hier klicken.

Und dann galt es nun noch die letzten Dinge am Unimog zu erledigen. Und obwohl er nach Außen hin aussah, als ob bereits alles dran ist was dran sein sollte, gab es noch eine ziiiiiiiemlich lange To-do-Liste abzuarbeiten. Es ist auch hier ein großer Unterschied, ob man damit und darin ein paar Wochen Urlaub macht, oder ob diese ca. 3 Quadratmeter das zukünftige Zuhause sein sollen, in dem man auf unabsehbare Zeit leben wird. Folgendes gab es noch zu tun:

Ausbau Küche

Solaranlage inkl. Elektronik

Einbau der Dachluke

PVC-Bodenbelag

Außensteckdose CEE-Stecker

Dach streichen

Dachboxen

Wendegetriebe für Seilwinde

Motorhaubenabdeckung

neue Rückfahrkamera

neue Auspuffanlage

Wasserfilteranlage verbauen

Deckenverkleidung inkl. Abschlussleisten

Musikanlage verbauen

Zudem gab es auch noch einige nützliche Dinge zu besorgen und wie sagt Mölli immer „hier muss man zuerst Hausaufgaben machen“. Bei uns läuft das immer folgendermaßen ab: Wir stellen einen Bedarf fest, informieren uns im Internet, lesen Bewertungen, schauen evtl. Youtube-Videos dazu, vergleichen Preise und kaufen meist im preislichen Mittelfeld, da wir weder Chinamüll möchten, noch High-End-Produkte brauchen. Diese Vorgehensweise ist zwar relativ zeitintensiv, aber wir sind damit seither gut gefahren. Wir benötigten neben unseren ganzen Elektronikkomponenten noch viele andere Dinge wie z.B. eine Wasserfilteranlage, eine neue Rückfahrkamera, da unsere alte aus heiterem Himmel leider plötzlich das zeitliche segnete,…

Und zwischendrin musste dann immer wieder was an unseren beiden Motorrädern gemacht werden, da wir unsere Roxy, welche mit auf Reisen kommt, reisetauglich und die Andere verkaufsbereit machen wollten.

Dass wir uns ca. ein halbes Jahr Zeit lassen, um diese Dinge in aller Ruhe zu erledigen, das stand für uns von Anfang an fest. Wir wollten nämlich eins nach dem anderen erledigen, ohne am Ende gestresst oder zerstritten zu sein und was uns sehr wichtig war, zwischendrin immer Zeit für unsere Freunde zu haben und noch einige Festivals besuchen zu können. Und Dresden zu besuchen!